Arbeitswelt im Umbruch
Nur in wenigen Nischen reicht Mittelmäßigkeit. Auf weniger Schultern lastet immer mehr. Noch fleißiger, härter, intensiver oder länger zu arbeiten kann nicht die Lösung sein. Viele Menschen sind bereits an den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Burn out mit den unterschiedlichsten Symptomen wird zur Volkskrankheit. Die Leistungssteigerung auf der Seite des Einsatzes nähert sich asymptotisch einem Grenzwert. Also muss die Lösung darin bestehen, den Wirkungsgrad der Arbeit und vor allem der Zusammenarbeit zu steigern. Wir sind viel zu sehr bemüht, die Aufgaben effizienter zu erfüllen. Dabei übersehen wir, dass wir damit das Detail optimieren statt das Handeln auf den Gesamtnutzen zu fokussieren. Der Management-Guru Peter Drucker hat schon vor Zeiten den Satz geprägt:
„Noch wichtiger als die Dinge richtig zu tun,
ist es, die richtigen Dinge zu tun.“
Kennen Sie PEPsL? Problem-Erhaltende oder gar –Erzeugende Pseudo-Lösungen? Diese bezeichnen ein weit verbreitetes Phänomen, das insbesonders unter Stress entsteht und zur kontraproduktiven, krankmachenden Hektik führt:
„Weil wir immer wieder die Hühner einfangen müssen,
kommen wir nicht zum Flicken der Löcher im Zaun.“
beschreibt diese menschliche Falle der Energievergeudung trefflich.
Effektivität vor Effizienz
heißt ein Tool aus der 50-teiligen Toolbox des Buches „leistungsstark & lebensfroh“.
Das setzt einen Paradigmenwechsel voraus. Der Reformer-Kaiser Josef II hat noch nachweislich gesagt: „Ich brauche keine Beamten, die denken, sondern nur solche, die ihre Aufträge erfüllen.“ Dieses Denken prägt uns noch heute – auch in der Wirtschaft. Es ist z.B. üblich jemanden zu fragen „Was machst Du?“ oder noch übler „Womit beschäftigst Du Dich?“ In Klartext heißt das übersetzt „Wie füllst Du die Zeit?“ Und die Arbeitszeit ist auch das, was honoriert wird. Dementsprechend gibt es Menschen mit dem Spitznamen „der rasende Stillstand“, die unglaublich umtriebig sind und dennoch nichts bewegen.
Wir brauchen wesentlich stärkere Ergebnisorientierung. „Welchen Nutzen bewirke ich mit meiner Arbeit?“ „Was ist mein Beitrag zum Gesamterfolg?“ „Was haben die Kunden direkt oder indirekt davon, dass ich meine Arbeit gut mache?“ und schließlich die zentrale Frage „Was macht meine Leistung wertvoll?“ sowie in letzter Konsequenz „Warum sind meine Personalkosten für das Unternehmen sinnvoll eingesetzt?“ Um diese Themenkreise müssten sich auch die MitarbeiterInnengespräche drehen.
„Ball-im-Tor-Effekte“ als Grundlage der Eigenmotivation
Ein wunderbarer Nebeneffekt ist die Steigerung der Eigenmotivation. Jemand, der nur Aufgaben erledigt, hat ein Motivationsproblem. „Ich bearbeite ganzen Tag nur Anfragen.“ wird schnell zur lästigen bis frustrierenden Routine. „Wieder jemandem zur Lösung verholfen.“ ist das was Vera Birkenbihl „Ball-im-Tor-Effekte“ nennt, die für Motivation noch wichtiger sind als Anerkennung: Wenn ein Fußballer ein Tor schießt, ist der Applaus eine nette Draufgabe. Die eigentliche Freude – und das ist die Energie, die er braucht um immer wieder Top-Leistung zu erbringen – schöpft er aus seinem ureigensten Erfolgserlebnis. Mit der Frage „Woran kann ich erkennen, dass ich das Ziel erreicht und qualitätsvolle Arbeit geleistet habe?“ setzen sie sich bzw. ihren MitarbeiterInnen das „Tor“ und schaffen damit die beste Voraussetzung zur Steigerung der Eigenmotivation und damit der Leistungsfähigkeit. Während zu den traditionellen Arbeitstugenden auch das harte und ernsthafte Arbeiten zählt, braucht High Performance eine lust- und freudvollere Haltung. Boris Becker nach seinem Erfolgsrezept gefragt hat gemeint:
„Wenn du gewinnen willst,
musst genau dieses Spiel lieben.“
„Was ist mein Zugang zu diesem meinem Auftrag?“ „Was macht mir an meiner Arbeit Spaß und Freude?“ sind auf das Business übertragen die Schlüsselfragen zur eigenen Leistungssteigerung. Grundvoraussetzung für die Identifikation mit der Arbeit sind Gestaltungsmöglichkeiten. Gerade in unserer immer stärker globalisierten Welt, wo Standardisierung im Sinn der Ressourceneffizienz erforderlich ist, braucht es die Führungsqualität, immer klar zu kommunizieren, was vorgegeben und was gestaltbar ist. Je konkreter die Ziele des „WAS soll erreicht werden?“ festgelegt sind, desto mehr kann das „WIE“ der Zielerreichung selbstbestimmt sein. Es ist eine der nachhaltigsten Frust-Methoden, MitarbeiterInnen Ziele zu setzen, deren Zielerreichung sie nicht oder nur wenig beeinflussen können. Schließlich ist Willkür und nicht Gewalt das wirkungsvollste Folter-Mittel.
Im Themen-Repertoire finde Sie noch mehr Gedanken zu diesem Thema – einerseits unter Gesunde Leistungsstärke und anderseits unter Soft Skills für Hard Facts.
Über: Monika Herbstrith-Lappe
Geschäftsführende Unternehmerin von Impuls & Wirkung – Herbstrith Management Consulting GmbH, High Performance Coach, Keynote Speaker, Top Trainerin, Certified Management Consultant, Autorin von Büchern und Fachartikeln
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