Christoph Wirl, Herausgeber vom Magazin TRAiNiNG, das mich 2024 als „Speaker des Jahres 2024“ ausgezeichnet hat, hat mich als Expertin zum Vergleich von Speaking, Training & Coaching als Impulsgeber für Veränderungen befragt.

Hier finden Sie den Artikel:

Der richtige Mix zählt

Und unten stehend meine ausführlichen Interview-Antworten:

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Christoph Wirl: Welche Faktoren sollten Unternehmen berücksichtigen, bevor Sie sich für ein Training, Coaching oder eine Keynote entscheiden?

Eine japanische Weisheit lässt sich in englischer Sprache besonders pointiert ausdrücken:

„Vision without action is a daydream.
Action without vision is a nightmare.“

Das gilt auch für Weiterentwicklungsmaßnahmen wie Organisationsberatung, Keynotes, Trainings und Coaching. Am Beginn eines derartigen Prozesses, soll daher immer das WOFÜR stehen. Welchen Nutzen und Mehrwert für wen wollen wir mit derartigen Maßnahmen bewirken? Anhand von welchen Zielen können wir die Wirksamkeit unserer Aktivitäten erkennen, ist erst der zweite Schritt. Bevor es an die operative Umsetzung geht, braucht es strategisches Denken. Dafür muss man Entscheidungen treffen. Es wäre leicht sich für das Eine zu entscheiden, doch das bedeutet immer auch, dass man sich gegen etwas Anderes entscheiden muss. Letzteres fällt häufig schwer. Doch ein persisches Sprichwort sagt:

„Man kann ein Huhn nicht gleichzeitig für die Suppe und für das Eierlegen verwenden.“

Entscheidend ist auch das WIE. Dieses muss einerseits zu den gelebten und angestrebten Werten des Unternehmens passen sowie andererseits zu den unterschiedlichen Zielgruppen im Unternehmen. Eigentlich sollte es eine selbstverständliche Voraussetzung sein. Doch da es einen großen Markt für Schnellausbildungen von Trainern, Coaches und Speakern gibt, ist es wichtig, auch die Kompetenz, Professionalität und Glaubwürdigkeit von Kooperationspartnern zu hinterfragen. Neben fundierten Ausbildungen zählen hier Erfahrungen, Kostproben in Form von Büchern, Blogbeiträgen, Podcasts und Videos sowie am aussagekräftigsten Referenzen von Kund:innen und Testimonials.

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CHW: Welche typischen Ziele werden mit den einzelnen Maßnahmen verfolgt?
Wie unterscheiden sich Training, Coaching und Keynote hinsichtlich ihrer Wirkung und Nachhaltigkeit?

Ich sehe in Organisationsberatung, Trainings, Coachings und Keynotes kein „entweder-oder“, sondern ein „sowohl als auch“. Am sinnvollsten für Weiterentwicklungs- und Veränderungsprozesse sind stimmige, modulare Gesamtkonzepte, wo Unternehmen entscheiden können, was sie intern abdecken wollen und wozu sie sich externe Unterstützung holen. Trainings, Coachings und Keynotes sollten nie isoliert für sich betrachtet werden, sondern immer im unternehmerischen Umfeld, das sich in einem dynamischen Umfeld immer mehr oder weniger im Wandel befindet. Daher gilt es zunächst den Changeprozess zu definieren und zu gestalten – mit oder ohne externe Organisationsberatung.

Keynotes eignen sich hervorragend für einen gemeinsamen Start des Changeprozesses. Sie legen den Nährboden, auf den weitere Schritte eine Chance zum Gedeihen haben.

Gut gestaltet, kann man mit ihnen Aufbruchstimmung erzeugen, Veränderungswiderstände überwinden und die Vorfreude auf das Neue fördern. Innovation beginnt mit Irritation. Liebevoll verstörend, kann man Menschen zum Nachdenken und in Bewegung bringen. In wertschätzend-humorvoller Weise kann man Menschen einen Spiegel der Erkenntnis vorhalten. Irritation hat zu Unrecht ein schlechtes Image. Neurowissenschaftlich entspricht es der Emotion der Überraschung, was die Hirnaktivität erhöht. Wortwitzig lassen sich Denktrampelpfade überwinden. Sie ermutigen, das Denken der vorgedachten Gedanken zu überwinden und neues Denken zu wagen. Damit können Keynotes wirkungsvoll zu einem Mindshift beitragen.

Unser Gehirn ist dafür gebaut, dass wir gemeinsam für unsere Sippe eine bessere Zukunft gestalten. Wir Homo Sapiens haben uns gegen seinerzeitige Konkurrenten durchgesetzt, weil wir mittels unseres narrativen Gehirns eine gemeinsame Vorstellungskraft eines angestrebten Zukunftsszenariums vermitteln konnten. Genau das können Keynotes leisten.

Durch gemeinsames Erleben einer Keynote im Rahmen eines durchdachten Events kann man den Zusammenhalt in der Gemeinschaft stärken. Wenn man anderen über die gleichen Pointen gelacht hat, prägt sich das ein. In diesem Sinne können auch relativ kurze Keynotes nachhaltig höchst wirkungsvoll sein. Sie schaffen Insider, die die Unternehmenskultur prägen.

Maßgeschneiderte Trainings in Kleingruppen dienen dem Kompetenzaufbau, denn jeder Veränderungsprozess bringt es mit sich, dass bestehende Kompetenzen wichtiger werden und daher weiterentwickelt werden sollen und/oder das andere zusätzliche Kompetenzen gefordert sind. In firmeninternen Settings sollten sie auch Workshop-Elemente enthalten, um eine wichtige Brücke zur konkreten operativen Umsetzung zu spannen. Am wirkungsvollsten sind Trainings, wenn sie nicht eine einmalige Aktion darstellen, sondern prozesshaft gestaltet mehre aufeinander aufbauende Module enthalten. Dies bietet auch die Möglichkeit, zwischen den Modulen, den Transfer zu erproben, im nächsten Modul darüber zu reflektieren und so die Erfolgschancen maßgeblich zu vergrößern.

Mit individuellen Einzel- und Teamcoachings kann man noch konkreter auf die Bedürfnisse Einzelner eingehen und daher noch unmittelbarer Nutzen bewirken.

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CHW: Wie unterscheiden sich die Kosten und der Zeitaufwand der drei Maßnahmen?
Welche Maßnahme zeigt schneller sichtbare Ergebnisse, und welche wirkt langfristiger?

Der maßgebliche Unterschied zwischen Keynotes, Trainings und Coachings ist die Reichweite. Mit Keynotes erreicht man gleichzeitig viele Menschen.

Um mit Trainings in Kleingruppen eine ähnlich große Anzahl von Menschen zu bewegen, müssten sie vielfach wiederholt werden. Bei Trainings äußern Teilnehmer:innen häufig den Einwand: „Warum sollen wir, es müssen doch die anderen.“ Wenn entweder alle an einem Event mit Keynote teilnehmen oder mehrere parallele Events in heterogenen Teams stattfinden, vermeidet man dies. Alle wissen, dass alle das Gleiche hören. Augenscheinlich sind ALLE von Veränderungsprozessen betroffen und daran beteiligt.

Mit Coaching kann man in relativ kurzer Zeit bei Einzelnen viel bewirken.

Bzgl. Zeitaufwand ist es wichtig zu differenzieren, wie groß ist er für die Teilnehmenden und für die Gestaltenden. Keynotes sind wesentlich vorbereitungsintensiver als Trainings und Coachings sowohl für die Gastgeber und Organisatoren als auch für die Speaker – und es gilt je kürzer, umso vorbereitungsintensiver, weil es noch knackiger zu konzentrieren ist. Dafür ist der Zeitaufwand für die Teilnehmenden, der den Unternehmen am meisten kostet, am geringsten.

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Hier finden Sie den Artikel „Der richtige Mix zählt“

Über: Monika Herbstrith-Lappe

Geschäftsführende Unternehmerin von Impuls & Wirkung – Herbstrith Management Consulting GmbH, High Performance Coach, Keynote Speaker, Top Trainerin, Certified Management Consultant, Autorin von Büchern und Fachartikeln