Die Indianerweisheit
„Wenn du deine Ziele kennst, dann trägt dich der Wind dorthin wie ein Adler.“
erfährt in der Neurobiologie. Im Mentaltraining des Hochleistungssports wird dies genutzt. Wie können wir uns Ziele im Business so setzen, dass wir volle mentale Kraft entwickeln?
Jeder Erfolg beginnt mit einer klaren Entscheidung einem Bekenntnis zu einem eingeschlagenen Weg mit einem lohnenden Ziel. Beherzte Entschlossenheit erschließt persönliche Energiequellen. Klare Ziele fokussieren die persönliche Leistung und den Ressourcen-Einsatz. Sie sind auch die Grundlage zum Setzen der Prioritäten. Außerdem kann man die Ziele im Auge das Vorankommen erkennen. Ermutigend, ehrgeizige Visionen mit Strahlkraft helfen auch „Durchhänger“ zu überwinden: Geben Sie doch die sinnstiftende Antwort auf die brennende Frage: „Wofür mache ich das alles?“ Viktor hat immer wieder Bezug auf das berühmte Zitat von Friedrich Nietzsche genommen:
„Wer ein WARUM zum Leben hat,erträgt fast jedes WIE.“
Umgekehrt verzetteln wir uns leicht, wenn wir nicht genau wissen, wohin wir eigentlich wollen. Mark Twain bringt die Falle der operativen Hektik wegen fehlendem strategischem Fokus auf den Punkt:
„Als wir das Ziel endgültig aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir die Anstrengung.“
Was ist bei der Zielfindung zu beachten, damit wir unsere Potentiale voll entfalten und beflügelnden Auftrieb erfahren?
Formulieren Sie Ziele KRAFTvoll
K steht dabei für eine konkrete Formulierung des Ziels. Ich liebe den Cartoon, in dem 3 Bäcker stolz vor ihren nebeneinanderliegenden Bäckereien stehen. Beim ersten Bäcker ein großes Schild: „Bester Bäcker der Stadt.“ Beim zweiten Bäcker eine noch größere Aufschrift: „Bester Bäcker im ganzen Land.“ Beim dritten Bäcker schließlich: „Bester Bäcker in dieser Straße.“ Wie klar ist es Ihnen für welche Zielgruppen mit welchen Anliegen sie in Bezug auf welche Kriterien beste Wahl sein wollen?
Konkretheit umfasst auch die Messbarkeit. Wie können Sie zumindest qualitativ erkennen, dass sie Ihr Ziel erreicht haben? Menschen entwickeln so viel Ausdauer und Einsatz bei Spielen, weil einerseits die Ziele klar sind und wir andererseits zeitnah Rückmeldungen des Spielstands erhalten. Das Erkennen des Vorankommens spornt uns an, dran zu bleiben und weiter zu machen. Das Ziel im Auge wachsen wir über uns hinaus. Außerdem gibt es meist Etappenziele: Man freut sich, sie geschafft zu haben und damit einen „Next Level“ zu erreichen.
R erinnert daran, dass Ziele realistisch sein müssen. Mentale Stärke ist kein Ersatz für einen durchdachten Business-Plan mit optimistischen Annehmen inkl. Absicherung von Risiken. Ziele sollen aber jenseits der Komfortzone in der Komm-Vor-Zone gelagert sein: Die Zielerreichung darf und soll anspruchsvoll sein. So steigern wir unsere Leistungsfähigkeit und können Erfolge noch besser auskosten. „Was habe ich schon geschafft und wie könnte ich noch mehr schaffen?“ Dabei steht im Vordergrund: „Wie könnte ich meine Stärken noch weiter stärken und noch effektiver nutzen?“ Den sogenannten Schwächen schenken sie nur dann Ihre Aufmerksamkeit, wenn Sie ihren Erfolgen im Weg stehen und sie sich selbst damit ausbremsen.
A unterstreicht die Bedeutung der aktiven Beeinflussbarkeit: Natürlich unterliegen UnternehmerInnen in hohem Ausmaß den Entwicklungen der Märkte des Angebots und der Nachfrage. Gegen diese Strömungen anzukämpfen ist meist aussichtslos oder zumindest mit hohem Aufwand verbunden. Stellen Sie sich vielmehr die Frage: „Wie kann ich mich in Relation zu diesen Strömungen positionieren, um bestmöglich voranzukommen?“ und: „Wie kann ich die Nischen mit Strömungsschatten nutzen, um mich gegen heftige Turbulenzen zu schützen?“
A steht auch für Attraktivität, die dann gewährleistet ist, wenn ich mit relativ geringem Aufwand vergleichsweise viel mir Wertvolles und Wichtiges erreichen kann.
F ermutigt Sie, Ihre Ziele zu fixieren. Wenn Sie Ihre Ziele verschriftlichen, steigern Sie ihre Verbindlichkeit. Setzen Sie sich auch noch möglichst viele Anker wie z.B. Bilder, Symbole, eine Melodie oder Gegenstände, die Sie im Alltag an das Vorhaben erinnern.
Innere Zweifel zählen zu den schlimmsten Energievernichtern. War es klug, mich für dieses und kein anderes Ziel zu entscheiden, ist menschlich verständlich und trotzdem eine hochwirksame Strategie zum Unglücklichsein. Erzählen Sie auch anderen wohlgesonnenen Menschen von ihren Visioinen. Diese werden Sie ermutigen ihre Vorhaben weiter zu verfolgen. Schirmen Sie sich umgekehrt gegen die Unkenrufe anderer ab. Wieder weise Worte von Mark Twain: „Halte dich fern von jenen, die deine Lebensträume schlecht reden. Kleine Leute tun das andauernd. Wirklich große Menschen sorgen dafür, dass du daran glaubst, ebenfalls groß zu werden.“
Sich selbst den Rückzug abzuschneiden oder zu erschweren kann auch eine Strategie sein. In einer Weisheit der Indianer ist es trefflich formuliert.
„Wirf dein Herz über den Zaun und springe nach.“
T appelliert, sich für Ziele und Zwischenziele Termine zu setzen.
Was erhöht zusätzlich die Erfolgs-Chancen?
Steuern Sie „hin-zu“- statt „weg-von“
Stellen Sie sich vor, Sie würden beim Bahnhof in ein Taxi steigen und zum Fahrer sagen: „Bitte fahren Sie schnell los. Ich muss weg vom Bahnhof.“ Entweder würde er Sie irgendwo hinfahren und so sein Einkommen maximieren oder wahrscheinlicher, er würde Sie fragen, wohin Sie wollen. Sie können sich jetzt den Mund fusselig reden, wo Sie NICHT hinwollen. Das gibt dem Fahren genauso wenig Orientierung, wie es nicht sinnvoll ist, beim Vorwärtsfahren den Rückspiegel zu nutzen, um auf der Fahrbahn zu bleiben. Mit unserem Hirn ist es ähnlich. Nicht-Aussagen sind maximal wirkungslos – meist sind sie sogar kontraproduktiv. Z.B. wenn Sie sich jetzt vornehmen, NICHT ans Essen zu denken. Bei Schleuderkursen im Zuge von Fahrtrainings lernt man, dass man unbedingt den Zwischenraum und nicht den Baum fixieren soll. Die Bewegung folgt nämlich der Aufmerksamkeit. Zu einem Kind zu sagen „Stolpere nicht!“ erhöht die Wahrscheinlichkeit des Stolperns. „Jetzt ein großer Schritt!“ wäre hier die positive, wirkungsvolle Alternative.
In unserem privaten und beruflichen Alltag sind viele Ziele weg-von formuliert und von daher können sie nicht funktionieren. Z.B. abnehmen, zum Rauchen aufhören, nicht krank werden, kein Unfall, 0 Fehler, keine Reklamation, Kosten reduzieren, Aufträge und Kunden nicht verlieren. Die hirngerechten positiven Formulierungen wären hingegen: Kleidergröße X passt wieder, einen vollen Atemzug frischer Luft und den vollen Geschmack reifer Erdbeeren wieder auskosten, Immunsystem stärken und gesund bleiben, sicher fahren, 100 % Qualität auf Anhieb, hohe Kundenzufriedenheit, Ressourcen effektiv nutzen, Aufträge gewinnen und Kundenbeziehungen vertiefen.
Solio- versus Sozio-Ziele
Dirk Dautzenberg hat trefflich formuliert:
„Einen Menschen erkennt man daran, wie er sich benimmt, wenn er sich nicht benehmen muss.“
Seien Sie achtsam mit sich selbst, ob Sie Ihr Vorhaben gewählt haben, um die Anerkennung anderer zu gewinnen, das wäre ein Sozio-Ziel, oder ob es Ihnen selbst ein ureigenstes Bedürfnis ist. Solio-Ziele haben wesentlich größere Erfolgsaussichten, weil innere Motivation so viel nachhaltiger als äußere Motivation ist. Bei Sozio-Zielen sind wir gefährdet, vor uns selbst und anderen Ausreden zu finden, warum es uns nicht möglich ist. Zur Erreichung von Solio-Zielen werden wir erfinderisch, um Hürden zu meistern. Ganz im Sinn der Aussage:
„Wer will, findet Wege.
Wer nicht will, findet Gründe.“
Karl Böhm hat gemeint:
„Glück ist ein Maßanzug.
Unglückliche Menschen sind jene, die den Maßanzug eines anderen tragen wollen.“
Das gilt auch für Ziele und Erfolge. „Was heißt Erfüllung und Erfolg für mich in meinem Leben?“ ist eine inspirierende Frage. „Was gilt in der Gesellschaft als Erfolg?“ ist der Druck und Stress erzeugende, toxische Doppelgänger.
Heiße statt kalte Ziele
Viele Vorhaben lassen uns emotional kalt. Wenn wir Feuer und Flamme für eine Veränderung sind, entwickeln wir mehr Power. Sehr schön verdeutlicht dies folgende kurze Geschichte: Auf einer Baustelle arbeiten mehrere Menschen. Sie werden gefragt: „Was machen Sie?“ Der erste antwortet fast genervt: „Was man als Maurer so macht. Ich errichte eine Mauer.“ Der zweite frustriert: „Ganzen Tag muss ich immer nur Ziegelstein auf Ziegelstein legen. Der lange Tag nimmt kein Ende.“ Der dritte stolz: „Ich errichte einen Rohbau.“ Man spürt seine Vorfreude auf das geschaffene Werk, das auch mit einer Gleichenfeier gewürdigt wird. Und der vierte ehrfürchtig-ergriffen: „Ich darf eine Kathedrale mitgestalten.“
Der dritte und vierte Maurer haben warme oder sogar heiße Ziele, die Emotionen wecken, die wiederum Schaffenskraft und Durchhaltevermögen erzeugen. Etwas Sinnvolles zu bewirken, gehört zu den menschlichen Grundbedürfnissen. Stellen Sie bei Ihren Zielen daher den Nutzen Ihres Wirkens in den Vordergrund. Wenn Sie Ihre Vorhaben mit Ihren übergeordneten Lebenszielen in Verbindung bringen können, haben Sie allerbeste Voraussetzungen, um freudig-zielstrebig voranzukommen.
Im Norden Japans gibt es eine Insel mit den meisten Menschen, die über 100 Jahre alt sind – und das in erstaunlicher Fitness und Gesundheit. Sie haben ihr IKIGAI gefunden. Das bedeutet wörtlich: „Das wofür es sich auszahlt aufzustehen.“ Weiter gefasst steht es für den Lebenssinn. Menschen wollen in ihrem Umfeld einen wertvollen Beitrag leisten und die Welt etwas besser machen. Purpose-driven Organisation ist derzeit ein innovatives Business-Thema. „Was macht meinen Einsatz für mich und andere wertvoll?“ und als Gegenfrage: „Was ginge verloren, wenn es mich und mein Business nicht gäbe?“ sind hilfreiche Denkanstöße. Und dabei gilt die deutsche Volksweisheit:
„Wo deine Gaben liegen, liegen meist auch deine Aufgaben.“
Erfolg folgt der Vorstellung vom Erfolg
Henry Ford hat schon gemeint:
„Egal ob Sie glauben, dass Sie es schaffen werden
oder ob Sie überzeugt sind, dass Sie es nicht schaffen werden:
Sie werden Recht behalten.“
Es steckt schon im Wort Er-folg: Unsere Aktivitäten und unser Erfolg folgen dem, was wir im Auge haben.
Um die Macht des Unbewussten als Verbündeten zu gewinnen, ist es wichtig, die Zielerreichung im Präsens zu formulieren. Absichtserklärung oder Konjunktiv wie „Ich würde gerne …“ sind zu wenig griffig. „Am Tag X ist … erreicht.“ ist zwar nach grammatikalischen Regeln nicht ganz korrekt, weil es in der Zukunftsform ausgedrückt werden müsste. Jedoch nur die Gegenwartsform des Präsenz erzeugt Präsenz der Ziele. In der Grundschule erklärt man häufig Verben als TUN-Wörter. Schade, dass dies später als „kindisch“ eine Abwertung erfährt. Verben sind hochgradig performativ und lösen Prozesse aus. Es geht etwas voran. Z.B. „Am Tag X empfange ich meine Kunden im frisch renovierten Büro.“ erzeugt einen Film der angestrebten Zukunft. Dies erzeugt wesentlich mehr Kraft als ein Bild. Sich die erfolgreiche Zielerreichung lustvoll-sinnlich auszumalen erzeugt Zugkraft.
Vom Vorhaben zur Umsetzung
„Eine große Idee braucht nicht nur Flügel zum Fliegen
sondern auch ein Fahrgestell zum Landen.“
Diesem Zitat von Neil Amstrong füge ich als Physikerin noch hinzu: „Auch für das Starten ist das Fahrgestell und der Griff der Reifen erforderlich.“ Auch der längste Weg beginnt mit einem 1. Schritt. Doch Achtung: Viele von uns neigen zur Prokrastination, der „Aufschieberitis“, die Christa Busta in der Aussage auf den Punkt bringt:
„Morgen werde ich beginnen.
Gestern wollte ich heute schon.“
Von daher gilt im Mentaltraining das Prinzip, innerhalb von 72 Stunden einen ersten konkreten Schritt zu setzen, um sich aufzuraffen und einen 1. kleinen Teilerfolg zu sehen.
Etappenziele setzen und Teilerfolge würdigen
So wie große Projekte in einzelne Arbeitspakete strukturiert werden, ist es auch sinnvoll, alle anderen Vorhaben in Etappen zu gliedern und so das Vorankommen zu visualisieren. Teilerfolge zu würdigen ist sinnvoll, um daraus die Kraft zu schöpfen, die das Erreichen des nächsten Teilziels ermöglicht. Der (ehemalige) Werbeslogan eines österreichischer Finanzdienstleister spricht mir aus dem Herzen:
„Was wären die großen Erfolge ohne die kleinen.“
Und Goethe wusste schon, dass Erfolg aus 3 Buchstaben besteht: TUN!
Dieser Blog wurde ursprünglich für die Internet-Plattform PORT41 So geht selbständig geschrieben, wo er in gekürzter Form unter dem Titel „Ziele setzen, aber richtig: So verleihen Sie Ihrem Business Flügel“ erschienen ist.
Über: Monika Herbstrith-Lappe
Geschäftsführende Unternehmerin von Impuls & Wirkung – Herbstrith Management Consulting GmbH, High Performance Coach, Keynote Speaker, Top Trainerin, Certified Management Consultant, Autorin von Büchern und Fachartikeln
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